Die Geschichte vom roten Schneeflöckchen

 

 

Es ist kalt geworden und für die Schneeflöckchen wird es langsam Zeit sich auf den Weg zur Erde zu machen. Leise segeln sie hinab und am grauen Winterhimmel tanzen nun viele weiße Flocken, die sich alle sehr ähneln. Nur eine Flocke ist ganz anders als die anderen, denn sie ist feuerrot und das kommt bei Schneeflocken ziemlich selten vor.

 

Wie alle anderen lässt sich auch die rote Schneeflocke vom Wind treiben und landet mit einigen weißen Flöckchen auf einem Dach. Bevor sie es sich jedoch gemütlich machen kann hört sie die weißen Schneeflocken murren: „Du passt nicht zu uns. Das ganze Dach ist schön weiß, nur du machst einen hässlichen Fleck!“ Da lässt sich die rote Flocke traurig vom Dach kullern um einen anderen Platz zu finden.

 

 

Der Winterwind treibt das Schneeflöckchen auf einen großen Baum und es nimmt auf einem dicken Ast Platz um sich auszuruhen. Da hört sie plötzlich den Baum schimpfen: „Eine rote Flocke kann ich nicht gebrauchen. Es sieht ja aus als wäre mir, mitten im Winter, eine Kirsche gewachsen! Hau ab!“ Böse schüttelt der Baum seine Äste im Wind und die rote Schneeflocke lässt sich traurig herabfallen um einen anderen Platz zu finden.

 

 

Als nächstes landet die rote Flocke auf einem großen Stein und sie hofft sehr, dass sie hier endlich bleiben kann. Aber schnell fängt auch der Stein an zu meckern: „Wer will denn eine rote Schneeflocke haben? Wenn du hier bleibst denkt jeder ein dicker Käfer wäre auf meiner Schneehaut gelandet! Geh weg!“ So bleibt der roten Schneeflocke nichts anderes übrig als weiter zu schweben.

 

 

Da sieht die rote Flocke unter sich eine Wiese auf der schon viele weiße Flocken Platz genommen haben und sie beschließt auf einem kleinen braunen Maulwurfshügel zu landen. Doch gerade als sie sich gesetzt hat bollert eine Stimme von unten: „Was fällt dir ein auf meinem Hügel zu landen. Ich will keinen Schnee auf meinem Haus und schon gar keinen roten…!“ Bevor der Maulwurf weiter schimpfen kann hebt sich die rote Flocke in die Luft und schwebt davon.

 

 

Traurig fliegt die rote Schneeflocke weiter und sieht zu wie all die weißen Flöckchen einen Platz finden. Sie landen auf Dächern, Bäumen, Autos und Mützen, nur die kleine rote Flocke treibt noch alleine und traurig umher.

 

Einsam tanzt das rote Flöckchen auf und ab und es traut sich gar nicht mehr irgendwo zu landen. „Was soll denn dieses Herumgetanze, ich werde ja ganz plemplem,“ hört sie plötzlich eine Stimme rufen. Jetzt erst bemerkt die Flocke das sie direkt vor einem Schneemann her weht. Er sieht irgendwie seltsam aus findet die Flocke und als sie genau hinsieht erkennt sie das ihm eine Nase fehlt.

 

 

„Willst du nicht endlich landen, kleine Flocke?“ fragt der Schneemann freundlich. „Ja schon, aber hast du nicht gesehen das ich rot bin?“ fragt das Flöckchen, denn es hat keine Lust schon wieder verjagt zu werden. „Das ist doch egal,“ antwortet der Schneemann, „schau mich an, mir fehlt schon seit Tagen meine Nase. Immer wenn mir jemand eine Möhre als Nase schenkt, kommen die Hasen und klauen sie mir.“ „Aber braucht ein Schneemann denn unbedingt eine Nase?“ fragt die kleine Flocke. „Eigentlich nicht! Riechen kann ich eh nicht, aber ein Schneemann mit Nase sieht wohl schöner aus.“  erklärt der Schneemann. „Aha,“ erwidert die kleine rote Flocke und tanzt immer noch unschlüssig vor dem Kopf des Schneemanns umher. „Was ist denn jetzt? Willst du auf mir landen oder nicht? Wie du siehst habe ich ja Platz im Gesicht,“ sagt der Schneemann freundlich.

 

 

Endlich traut sich die kleine Flocke und landet sachte auf der obersten Kugel des Schneemanns, da wo eigentlich die Nase hingehört. Vorsichtig schmiegt sich die kleine Flocke an und fühlt sich sofort wohl und geborgen. „Oh ist das schön das endlich mein Nasenloch zu ist,“ seufzt der Schneemann.

 

 

„Heißt das ich darf bleiben?“ fragt die rote Flocke nun schüchtern. „Von mir aus sehr gerne!“ antwortet der Schneemann. Ab diesem Tag sind das rote Flöckchen und der Schneemann unzertrennlich und weil sie zusammen so ungewöhnlich und schön aussehen, werden sie von allen Menschen und Tieren bewundert. Nur die Hasen ärgern sich das sie dem Schneemann die Nase nicht mehr klauen können.

 

 

Als dann der Winter langsam zu Ende geht und die Sonne kräftiger scheint, wird der Schneemann kleiner und kleiner, bis schließlich nur eine kleine rote Pfütze von ihm übrigbleibt. Aber wer weiß: vielleicht gibt es im nächsten Winter wieder eine rote Flocke, oder eine blaue, gelbe oder grüne…. Doch das ist eine andere Geschichte!