Stella und die Erntedankgeschenke

 

Heute ist Erntedankfest und Stella und ihre Mama haben zusammen den Familiengottesdienst besucht. Dafür haben die Kinder im Kindergarten mit den Erzieherinnen einiges vorbereitet. Mit bunten Bändern wurde die Kirche geschmückt und alle Kinder haben kleine Körbe geflochten. Jedes Kind sollte einen Korb mit etwas Obst oder Gemüse füllen und heute Morgen mit in den Gottesdienst bringen. Stellas Korb war voll mit roten Äpfeln von Omas Apfelbaum im Garten. Die anderen Kinder haben Möhren, Birnen, Kürbisse und viele andere Sachen mitgebracht. Jetzt sieht die Kirche fast aus wie ein bunter Marktstand, findet Stella als der Gottesdienst zu Ende ist und sie sich mit Mama auf den Heimweg macht.

Es ist ganz schön kalt heute und der Wind heult um die Kirche und die Häuser. Stella reibt sich mit den Händen die kalten Ohren und da fällt ihr auf einmal etwas ein: „Mama, meine Mütze! Ich glaube ich habe sie in der Kirche vergessen!“ „Oje“,  seufzt Mama, „Dann lass uns schnell umdrehen und nachsehen. Bestimmt liegt sie noch auf unserem Platz in der Bank.“

Schnell gehen sie zurück zur Kirche und treten leise ein. Stella findet direkt die Bank wieder in der sie zuvor gesessen hat. „Da ist sie ja“, sagt Stella leise und greift nach der rosafarbenen Bommelmütze. Bevor sie wieder zurück aus der Bank klettert schaut Stella noch einmal nach vorne zum Altar. Aber was ist das?!“ Vorhin standen rund um den Altar die vielen, schön gefüllten Körbe. Jetzt sind fast alle weg, nur noch wenige sind übrig. „Mama“, ruft Stella aufgeregt, „die Körbe sind weg. Hat Gott sie abgeholt?“ „Nein, nein“,   meint Mama und schaut ebenfalls zum Altar. „Aber warum nicht? Wir haben sie ihm doch geschenkt?“ fragt Stella verständnislos nach. „Der Pastor hat es doch erklärt, Stella“,  sagt Mama: „Wir haben heute Gott gedankt für die vielen Früchte, das Obst und das Getreide das er uns geschenkt hat. Und als Zeichen dafür, haben wir die gefüllten Körbe mitgebracht.“ Stella nickt eifrig: „Ja, das habe ich verstanden. Aber wenn man jemandem etwas mitbringt, so wie wir heute, dann schenkt man es ihm doch. Also haben wir es Gott zurückgeschenkt und jetzt hat er es bestimmt abgeholt, oder?“  Noch bevor Mama antworten kann öffnet sich die Tür neben dem Altar und der Pastor und zwei Helfer kommen heraus. Schnurstracks steuern sie auf die restlichen Körbe zu und heben sie auf. „Mama, haben die drei etwa alle Körbe gestohlen?“ ruft Stella vor Aufregung so laut, dass der Pastor es am Altar hören kann. „Hallo Stella“, sagt Pastor Müller, „wer hat etwas gestohlen?“ „Naja, ihr drei, “ murmelt Stella nun ganz leise. „Ihr habt die Körbe weggenommen, die wir für Gott mitgebracht haben.“ „Oh, nein, Stella, wir haben die Körbe nicht gestohlen, sondern nur ins Gemeindehaus gebracht.“ „Aber warum?“ will Stella es nun ganz genau wissen. „Sieh mal, es ist so, “ beginnt Pastor Müller, „Wir haben heute Gott für die Ernte gedankt und dafür das er uns den Regen und die Sonne geschickt hat und alles wachsen lässt.“ „Stimmt, “ sagt Stella „und wir haben Gott die Äpfel, Birnen und all die anderen Sachen mitgebracht.“ Pastor Müller nickt: „Genau, denn so wollen wir Gott danken für das schöne Geschenk das er uns macht. Aber Gott möchte sicher dass alle Menschen genug von seinem Geschenk abbekommen. Deshalb haben wir eure Körbe ins Gemeindehaus getragen und dort verteilen wir es an die Menschen, die vielleicht nicht so viel Geld haben um sich Obst und Gemüse zu kaufen.“ Da muss Stella einen Moment drüber nachdenken. Dann sagt sie: „Das ist aber ganz schön nett von Gott, das er das was wir ihm mitgebracht haben auch noch an andere verschenkt.“ Das findet der Pastor auch und Stella und Mama helfen ihm die restlichen Körbe ins Gemeindehaus zu bringen. Dann machen sie sich, zum zweiten Mal an diesem Tag, zurück auf den Heimweg. Stella ist ziemlich froh, dass sie ihre Mütze in der Kirche vergessen hatte, denn sonst hätte sie wohl nie erfahren was mit den mitgebrachten Körben nach dem Erntedankfest passiert…


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