Oma lernt radeln

 

Heute hat Mirja Geburtstag und sie wird endlich sechs Jahre alt. Eifrig packt sie ihre Geschenke aus und freut sich über ein Spiel von Oma, ein Buch von ihrer Patentante und ein Teddy von Onkel Christian. Das allergrößte Geschenk ist von Mama und Papa. Das hat Mirja sich bis ganz zum Schluss aufbewahrt. Sie reißt das Geschenkpapier ab und lugt vorsichtig in den Karton: Ein Fahrrad! Papa hilft Mirja das Paket zu öffnen und holt das Fahrrad heraus. „Gefällt es dir?“ fragt Mama. Das Rad ist rot und gefällt Mirja wirklich gut. „Ja, aber ich kann doch gar nicht Fahrrad fahren…“ antwortet Mirja. „Das lernst du schon, es ist nicht schwer…“ muntert Papa sie auf. „Hm“, seufzt Mirja, „aber eigentlich fahre ich auch gerne mit meinem Laufrad.“ „Dafür bist du aber schon viel zu groß, Mirja. Du kommst bald in die Schule und es wird langsam Zeit das du Rad fahren lernst. Sonst geht es dir am Ende so wie Oma.“ meint Papa. „Was ist denn mit Oma?“ will Mirja wissen. „Ach, Kleines, ich bin, als ich ganz jung war, mal mit meinem Rad auf einem Stein ausgerutscht und seitdem traue ich mich nicht mehr darauf…“ erklärt Oma jetzt. „Kannst du dann auch nicht Fahrrad fahren?“ will Mirja es ganz genau wissen. „Na, ja. Ich konnte es mal aber ich glaube, ich habe es verlernt, “ antwortet Oma. Jetzt weiß Mirja gar nicht mehr ob sie überhaupt noch Fahrrad fahren lernen will. Sie hat nämlich wirklich ein bisschen Angst davor. Wenn sich schon ihre Oma nicht traut, die ja schließlich schon groß ist, dann will Mirja es am liebsten gar nicht ausprobieren.

 

Zum Glück regnet es die nächsten Tage und als das Wetter wieder schön ist, lässt Mirja sich immer neue Ausreden einfallen um bloß nicht Fahrrad fahren lernen zu müssen.

 

Als sie das nächste Wochenende bei ihren Großeltern übernachten darf, fragt sie ihre Oma noch einmal ganz genau warum sie nicht Rad fahren kann. „Ich hatte nach dem Sturz einfach Angst wieder aufzusteigen. Wenn dieser große Stein nicht auf der Straße gelegen hätte, dann könnte ich es ganz sicher. Es macht nämlich eigentlich viel Spaß, “ erklärt Oma. „Ja, meinst du?“ fragt Mirja unsicher. „Ich glaube ich möchte es gar nicht lernen, sonst rutsche ich auch auf einem Stein aus.“ Jetzt meldet sich Opa zu Wort: „Aber es liegen ziemlich selten so große Steine auf der Straße und außerdem sind die Räder viel besser als damals, da fällt man nicht so leicht hin. Ich glaube du solltest es probieren, Mirja.“ „Meinst du?“ fragt Mirja unsicher, „aber nur wenn Oma es auch probiert…“ Mirja und Opa schauen Oma gespannt an. „Oje“, ruft Oma und überlegt einen Moment, „Na, gut“ seufzt sie schließlich. Wir probieren es gemeinsam. Abgemacht?“ „Abgemacht!“ antwortet Mirja und Opa lacht: „Dann fangen wir am besten gleich mit dem üben an. Komm Mirja wir fragen bei unseren Nachbarn, den Meiers, ob sie uns ihr Damen- und ihr Kinderrad ausleihen.“ Die Meiers sind sehr nette Leute und  haben tatsächlich zwei passende Fahrräder die sie gerne ausleihen. Opa und Mirja verstauen die Räder im Auto und fahren gemeinsam mit Oma zu der Schule, in die Mirja demnächst gehen wird. Auf dem großen Platz davor, also dem Schulhof, wollen sie jetzt üben.

 

Oma und Mirja überzeugen sich davon, dass dort auch keine Steine liegen und Opa stellt an den Rädern die Sättel passend für die beiden ein. Dann geht es los. Mirja traut sich zu beginnen. Sie setzt einen Helm auf, steigt auf das Fahrrad und stellt fest, dass sie ohne Mühe mit ihren Füßen die Erde berühren kann. Opa rät ihr erstmal nicht zu trampeln, sondern, wie auf ihrem Laufrad, mit den Füßen Schwung zu geben. Mirja macht es genau wie Opa gesagt hat. Es klappt so gut, dass sie die Füße in die Luft hält und sich ausbalancieren kann. „Das macht Spaß, Oma. Versuch es mal!“ ruft Mirja und tatsächlich traut sich auch Oma und probiert es wie zuvor Mirja. „Sehr gut“, lobt Opa die beiden, „Jetzt machen wir den nächsten Schritt und üben mal zu trampeln.“ Mirja ist aufgeregt aber sie will es unbedingt ausprobieren. Opa und Oma, die inzwischen vom Rad gestiegen ist, versprechen ihr sie ganz festzuhalten. Vorsichtig tritt sie in die Pedale und mit Oma und Opa an ihrer Seite fühlt sie sich ganz sicher. Es klappt so gut, dass schließlich nur noch Opa Mirjas Fahrrad festhalten muss. Jetzt ist Oma an der Reihe. Auch sie steigt aufs Rad und tritt in die Pedalen während Opa und Mirja sie an den Seiten halten. „Super!“ lobt Mirja, denn auch Oma macht ihre Sache richtig gut. „Das reicht für den ersten Tag. Wir machen morgen weiter“ meint Opa schließlich. Sie verstauen die Räder und fahren nach Hause.

 

Am nächsten Tag können es Mirja und Oma kaum erwarten weiter zu üben und die drei fahren gleich nach dem Frühstück zurück zum Schulhof. Wieder üben sie nacheinander und plötzlich fühlt sich Mirja so sicher dass sie es alleine versuchen will. Opa hilft ihr beim Aufsteigen und anfahren und tatsächlich, es funktioniert! Stolz fährt Mirja immer wieder den Schulhof auf und ab. Nach einer Weile ist sie ganz schön außer Atem. „Los, Oma, jetzt du!“ ermuntert sie ihre Großmutter. Oma ist noch ein wenig ängstlicher als Mirja aber sie übt und übt, bis auch sie es schließlich schafft ohne Hilfe zu radeln. Glücklich steigt auch Oma prustend vom Rad. „Wir haben es geschafft!“ jubelt Mirja und auch Oma ist sehr stolz und glücklich. „Das ich in meinem Alter noch einmal Rad fahren lerne, das hätte ich auch nicht gedacht“, lacht sie und nimmt Mirja in den Arm.

 

Am nächsten Tag ruft Mirja ihre Eltern an und sie verabreden sich um 15 Uhr auf dem Schulhof. „Du kannst es wohl kaum erwarten in die Schule zu kommen“, schmunzelt Papa als er aus dem Auto steigt, denn er ahnt natürlich noch nicht welch große Überraschung Mirja und Oma für ihn und Mama haben. Umso mehr staunen die beiden als plötzlich Mirja und Oma auf ihre Räder steigen und los radeln. „Das gibt’s doch nicht!“ ruft Papa und Mama lacht: „Dann können wir ja bald alle zusammen eine Fahrradtour machen!“ „Aber dann muss Oma sich wohl erst ein Fahrrad zum Geburtstag wünschen“, meint Mirja und sie kann es kaum erwarten mit allen gemeinsam eine Fahrradtour zu machen. Und auf die Schule freut sie sich inzwischen auch, vor allem auf das Spielen auf dem Schulhof, denn den kennt sie ja inzwischen ganz genau…

 


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